Straße für Straße fährt das Fahrzeug in der Kaiserslauterer Innenstadt entlang. Auf dem Dach eine Kamera. Was hier aufgenommen wird, sind nicht etwa Bilder von Sehenswürdigkeiten oder ansehnlichen öffentlichen Plätzen. Die Panoramabildbefahrung im Stadtgebiet, hilft dabei die Barbarossastadt digital abzubilden.
Das digitale Abbild von Kaiserslautern
Wie groß war nochmal der Abstand zwischen dem Bürgersteig und der Hauswand am Stiftsplatz? Wie viele Bäume stehen vor dem Hauptbahnhof und wie viele Verkehrsschilder gibt es eigentlich insgesamt in der Stadt? Das alles sind Fragen, bei denen man dank der Panoramabildbefahrung schon bald nicht mehr vor Ort sein muss. Denn das geht einfach digital. Die Bilder sind dabei nicht öffentlich, sondern nur für bestimmte Mitarbeitende in der Verwaltung zugänglich. Die Möglichkeit zur Visualisierung, Messung und Planung in den „Abbildungen der Realität“ bedeutet für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung, dass Arbeitsprozesse zeitsparender erledigt werden können. Die Nutzung der Bilder spart der Verwaltung Kosten ein, verbessert den Bürgerservice und verkürzt verwaltungsinterne Prozesslaufzeiten.
In der Stabsstelle Graphische Datenverarbeitung (GDV) entstand die Idee, einen digitalen Zwilling der Barbarossastadt anzufertigen. Die ersten Schritte hierfür sind mit der Panoramabildbefahrung gestartet. Die Umsetzung geschieht innerhalb des bundesgeförderten Smart City Projekts “City Information Modeling”.
Wofür werden die Aufnahmen eingesetzt?
Die Panoramabilder werden registriert und verarbeitet in eine Datenbank aufgenommen. Dabei werden natürlich strenge Datenschutz-Auflagen berücksichtigt. Gesichter und Auto-Kennzeichen werden verpixelt und unkenntlich gemacht. Mit Hilfe von neuen Methoden der künstlichen Intelligenz werden Objekte wie Verkehrszeichen oder Fahrbahnmarkierungen, Ampeln und mehr erfasst. Auch sie landen digitalisiert in der Datenbank. So können die Elemente klug vernetzt und eingesetzt werden. Digital lässt sich das anschaulich planen: Hier könnte noch ein Zebrastreifen hin. Dort fehlt ein Verkehrsschild. Durch die hohe Genauigkeit der Aufnahmen klappen Planung, Management und Dokumentationsaufgaben einfacher und schneller. Außerdem werden sie so besser nachvollziehbar und lassen sich übersichtlich darstellen.
Anwendungsgebiete ohne Ende
Die breite Datenbasis kann fachämterübergreifend eingesetzt werden. Dabei kommen die Daten bei Planungen zur Barrierefreiheit, zu Straßen- und Radwegen oder bei der Einsatzplanung von Sicherheits- und Hilfskräften zugute. So kann zum Beispiel das Smart City Projekt Lotsensystem für Sehbehinderte und Blinde auf die Daten zurückgreifen, um eine barrierefreie Route Zentimeter genau zu planen. Gerade Apsekte, wie die Höhe von Bordsteinkanten oder bestimmte Hindernisse können dank der Daten sehr genau bestimmt und einbezogen werden. Eine lange Liste der Anwendungsgebiete findet ihr übrigens unten im Infokasten.
Das passiert bei der Befahrung
Wie funktioniert das und was wird im Zuge der Befahrung erfasst? Die so genannten Cycloramas werden durch eine systematische und umfassende Befahrung mit speziell ausgestatteten Fahrzeugen hergestellt, die im laufenden Verkehr und im Intervall von fünf Metern Aufnahmen generieren. Auch kleinere Straßen, Plätze, Abzweigungen und abgelegene Verkehrswege, werden kontinuierlich erfasst. Dabei wird das komplette Stadtgebiet einschließlich aller Ortsteile registriert. Außerdem werden die Verkehrsschilder der Stadt inventarisiert
Und was hat CIM damit zu tun?
Die Panoramabildbefahrung erfasst den städtischen Raum mit digitalen Technologien. Und um genau solche Daten geht es im Projekt City Information Modeling. Aufgabe der Projektmitarbeiter ist es unter anderem, innovative Methoden zu testen und bereitzustellen, die über das Alltagsgeschäft hinausgehen und ein effizienteres und nachhaltigeres Arbeiten mit städtischen Daten unterstützen. Und das kommt allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zu Gute.
Über den experimentellen Charakter hinaus wird dem CIM-Projekt ein weiteres wesentliches Leistungspaket beigemessen: Der Ausbau der Datenstruktur in der Stadtverwaltung. Dazu werden Daten aus verschiedenen Bereichen benötigt, die die Komplexität des städtischen Raumes abbilden. Neben der Datensammlung in Kooperation mit weiteren Smart Cities Projekten, geht es mit anderen Worten ausgedrückt tatsächlich um ein „Modellieren der Daten“. Dabei wird insbesondere der Frage nachgegangen: Welche Daten bieten einen besonders hohen Nutzwert für interne, aber auch mitunter externe Zwecke? Die Stabstelle GDV (Graphische Datenverarbeitung) unterstützt das Projekt mit fachlichem Know-how und der notwendigen Software. Überall dort wo Daten benötigt und verarbeitet werden, stehen die CIM-Mitarbeitenden den Referaten zur Verfügung. Daher ergeben sich die Teilprojekte kontextbedingt. Sinnvoll wäre beispielsweise ein Dashboard, das die Sozialstruktur der Stadt darstellt. Die Themenfelder sind hierbei unbegrenzt und werden grundsätzlich auch in Kooperation mit den Stadtbürgern erarbeitet. Anreize und Ideen können sehr gerne über die Mailadresse cim@kaiserslautern.de eingereicht werden.
Infobox
Kurz und knapp: Der Datenschutz
Bei der Ausschreibung wurde ein Unternehmen beauftragt, welches den Datenschutz in den Vordergrund stellt. Letztlich fiel die Wahl auf Cyclomedia. Cyclomedia ist Mitglied im Verein Selbstregulierung der Informationswirtschaft (SRIW) und Mitverfasserin sowie Unterzeichnerin des Geodatenkodex. Wichtige Info für die Bürgerinnen und Bürger: Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Gesichter und KFZ-Kennzeichen, die eventuell bei den Aufnahmen zu sehen sind, unkenntlich gemacht. Erst dann stellt Cyclomedia die aufgenommenen Bilder der Verwaltung zur Verfügung. Dort können, wie beschrieben, nur Zugriffsberechtigte die Bilder einsehen. Veröffentlicht wird nichts.
Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es? Eine Auflistung
Hier findet ihr eine Liste der Einsatzmöglichkeiten (gesammelt und zur Verfügung gestellt von Cyclomedia):
Umwelt / Grün
Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel
Grünpflege
Baumkontrolle
Grün-& Baumkataster
Hecken und Bepflanzung
Landschaftspflege
Energiesparen
Monitoring Versieglung
Solarpotenzial/Dachflächen
LED-Umstellung
Gebäudesanierung
Polizei
Einsatzplanung
Notunterkunftsplanung
Geländebewertung
Verkehrswege-Logistik
Vorauswahl & Bewertung
Barrierefreiheit
Randabsenkung
Öffentlicher Verkehr
Tourenplanung
Fahrereinweisung
Erschließung von Gebieten
Inventar (Haltestellen)
Stadtreinigung
Mülleimer / Gullys reinigen
Winterdienst
Hundekottüten
Entsorgungsplanung
Schwerverkehr
Routenplanung auf der letzten Meile
Stadtplanung
Bauleitplanung
Vor- und Nachbereitung von Ortsbegehungen
Verkehrswegeausbau (Radwege)
Verkehrszeichenkataster
Messungen im öffentlichen Raumes
Traufhöhe
GRZ und GFZ
3D-Stadtmodell
Lichtraumprofile
Gebäudesituation
Parkplatzplanung
Trassenplanung
Projektentwicklung
Gutachterausschuss
Straßenbeiträge
Einleiterkataster (Versiegelung)
Immobilienmanagement und Bauverwaltung
Mietspiegel
Bodenrichtwerte
Grundstückszuschnitt
Grundstücksrichtwerte
Beitragsfähige Kosten
Erschließung und Ausbau
Grundstücksverkehr
Sondernutzung
Bestandskontrolle
Wertermittlung für die Doppik
Virtuelle Umgebungsbegehung (POIs, ÖPNV, Quartiere)
Genehmigungen
Schwarzbauten
Grundstückszugang
Bauüberwachung
Projektentwicklung
Energetische Sanierung
Dienstleistungsverträge Optimieren
Gebäudenutzung prüfen
Gutachterausschuss
Mietspiegel
Tiefbau
Kanalkataster
Hochwasserschutz
Straßenvermessungen
Grundstücksentwässerung
Politik
Visualisierung bei Sitzungen
Beleuchtung
Lichtraumprofile
Umstellung LED
Kataster
Störstellen
Feuerwehr
Brand- und Katastrophenschutz
Gebäudeklassifizierung
Durchfahrtshöhen & -breiten
Einsatzplanung
Lichtraumprofile
Hydrantenerkennung
Ordnungsamt
Werbeaufsteller
Gastronomie im Außenbereich
Veranstaltungsgenehmigung
Öffentliche Ordnung
Planung von Großveranstaltungen
Straßen und Verkehr
Bestand, Zustand, Pflege PMS
Verkehrsrechtliche Anordnungen
Sondergenehmigungen
Baustellenmanagement
Verkehrsüberwachung
Verkehrszeichen
Kataster
Zustandsverwaltung und Planung
Straßenverkehrsrecht
Parkgenehmigungen
Dachfläche
Grundstückszugang
Umweltverträglicher Verkehr
Radwege Zustand & Ausbau
Wirtschaft
Immobilienstandorte bewerten
Virtuelle Umgebungsbegehung
Umfeldanalyse
Risikobewertung von Standorten
Bürgerbüro
Anfragen / Beschwerden
Kommunikation
Energieversorgung
Leitungsverlauf
Störungsmanagement
Inventar (Verteilerkästen)
Kundendienst
Hausanschluss-/ Leitungsauskunft
Kontakt
Ihr habt Interesse am Projekt oder könnt Expertise beitragen? Dann meldet euch bei Jan Frühauf oder Christian Thomas unter cim[at]kaiserslautern.de!