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Seit Februar 2022 leitet Ilona Benz als neue Geschäftsführerin die städtische KL.digital GmbH. Grund genug für ein erstes Kennenlernen. Im Interview spricht sie über den Start bei Herzlich digital, ihre Motive für den Wechsel nach Kaiserslautern und über geplante Ziele und Schwerpunkte.

Wie waren die ersten Tage als Geschäftsführerin von KL.digital?

Da waren natürlich erstmal viele neue Gesichter, Namen, Ansprechpartnerinnen und -partner. Außerdem waren ganz banale Dinge wie Organisation und Systeme wichtig: Wo liegt was ab? Wie ist das Team organisiert? Gibt es Vorlagen für dies und das?  Ich muss ja nun erstmal auskundschaften, was für alle anderen die tägliche Arbeit und ganz selbstverständlich ist. Nach anderthalb Wochen habe ich noch lange keinen vollen Durchblick, bin aber dabei mir diesen nach und nach zu erarbeiten. Und es freut mich richtig, dass hier so viele engagierte und sehr kompetente Mitarbeitende für ihre Projekte brennen.

Gab es schon Überraschungen in den ersten Tagen?

Richtige Überraschungen gab es bisher nicht, aber es sind doch einige Dinge in der Pipeline. Ein paar Sachen wurden vielleicht in den letzten Wochen erstmal so „geparkt“ – bis ich dann da bin. Aber das ist ja auch verständlich und zu bewältigen.

Wenn Sie an die kommenden Wochen denken – worauf freuen sie sich am meisten?

Ich freue mich darauf, mal wirklich tiefer einzusteigen in die fachlichen Projekte. Da habe ich bisher nur so oberflächlich den Überblick. Und dann freue ich mich sehr darauf, wenn wir wieder mehr analoge Formate machen können: Veranstaltungen oder eigene Workshops. Einfach mal aus diesem digitalen Raum herauskommen, den jetzt alle so langsam irgendwie satthaben. Da sehe ich schon so einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass wir, wenn wir ins Frühjahr gehen, wieder mehr zusammenkommen können.  Wenn viele engagierte Leute zusammen in einem Raum sind, dann entwickelt das eine ganz eigene Dynamik, als nur über den Bildschirm.

Wenn Sie jetzt das Gesamtprojekt betrachten (bis Ende 2024) – worauf freuen Sie sich?

Ich freue mich, wenn wir mit Zwischenergebnissen und mit etwas Sichtbarem – aus den Projekten – an die Stadtgesellschaft herantreten können. Wir sind ungefähr bei der Halbzeit der Förderphase und je mehr Zeit vergeht, umso mehr Sichtbares und Anfassbares wird auch produziert. Dann wirklich aufzuzeigen, woran gearbeitet wurde, darauf freue ich mich sehr.

Und so ganz persönlich freue ich mich darauf, einfach mehr ins Team reinzuwachsen und Teil des Teams zu werden.

Bezogen auf Sie als neue Geschäftsführerin – wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte?

In der Anfangszeit von Herzlich digital war der technische Schwerpunkt wichtig, auch um die Projekte in dieser Hinsicht aufzusetzen. Das sehe ich bei mir nicht mehr als Schwerpunkt. Mir geht es jetzt mehr darum, das zu zeigen und zu kommunizieren, was wir tun. Digitalisierung ist ein sehr abstrakter Begriff und für viele einfach schwer fassbar. Ich finde es wichtig, dass unsere Vorhaben als städtische Tochtergesellschaft auch eingebunden sind, in die Digitalisierungsstrategien und das politisch verabschiedete Leitbild, so dass wirklich ein ganz konkreter Benefit herauskommt. Die Projekte sind von Anfang an so ausgerichtet, dass sie für die Zivilgesellschaft einen Mehrwert ergeben. Das will ich wirklich nochmal an die Leute bringen. Damit dieser Mehrwert auch für sie begreifbar wird.

Wo sehen Sie weitere interne Schwerpunkte innerhalb des Gesamtkonstruktes, das hinter Herzlich digital steckt?

Mit ist es wichtig, dass wir die Zusammenarbeit mit den einzelnen betroffenen Einheiten in der Stadtverwaltung fortführen und intensivieren. Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung kein Thema für sich ist, sondern ein Querschnittsthema und ein Werkzeug. Und ohne die fachliche Arbeit und die Expertinnen und Experten in den Abteilungen können keine sinnvollen Smart City Projekte entstehen. Mir ist sehr daran gelegen, dieses Miteinander und den Wissensaustausch zu stärken, so dass alle etwas davon haben. Vorstellen könnte ich mir dabei auch neue Herangehensweisen, um miteinander und auch wirklich mit den einzelnen Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten.

Wie kam es dazu, dass Sie sich entschieden haben nach KL zu wechseln?

Da war zunächst einmal bei mir persönlich die Erkenntnis, dass es nach fünf Jahren Verbandsarbeit, beim Gemeindetag Baden-Württemberg, einfach mal wieder Zeit für etwas Neues ist. Ich wollte aber auch weiterhin im Bereich Digitalisierung und bevorzugt Smart City bleiben. Und nach dieser Erkenntnis, habe ich dann ganz klassisch die Fühler ausgestreckt und geschaut, was geht wo? Hier in Kaiserslautern ist die Grundlagenarbeit da: ein motiviertes Team, Fördermittel, bereits laufende Projekte. Ein Leitbild und eine Strategie wurden verabschiedet und die Stadtpolitik ist sensibilisiert. Sie und der Oberbürgermeister haben das schon vor Jahren als Schwerpunktthema definiert. Kurz gesagt: ich wollte in eine Umgebung kommen, in der ich auch wirklich etwas erreichen kann. Genau das habe ich in Kaiserslautern vorgefunden und dann hat sich letztes Jahr die Möglichkeit ergeben hier einzusteigen, als die Geschäftsführung neu besetzt wurde.

Wie haben Sie sich auf die neue Stelle in Kaiserslautern vorbereitet?

Also ganz praktisch habe ich mich natürlich mit den Grundlagen einer GmbH beschäftigt (lacht). Glücklicherweise habe ich ja bei vielen Themen, die hier relevant sind, durch meine Ausbildung und meine bisherigen Tätigkeiten, viele Vorkenntnisse. Außerdem habe ich mir natürlich alles angeschaut, was man über Herzlich digital finden kann: die Website, Social Media-Inhalte usw. Und um dann im Februar loslegen zu können, habe ich auch noch meine Doktorarbeit auf die Schiene gebracht und abgegeben.

Spannend – was war das Thema der Doktorarbeit?

In meiner Promotion geht es darum, wie vor allem kleinere Städte und Gemeinden (bis 20.000 Einwohner) zu ihrem eigenen Smart City-Ansatz und ihrer Strategie kommen. Bei meiner Arbeit im Gemeindetag hatte ich auch mehrere Kommunen in dieser Größenklasse begleitet und konnte deren Erfahrungen aufgreifen und die Erkenntnisse übertragen.

Zurück nach Kaiserslautern: Welches Projekt finden Sie bei Herzlich digital besonders spannend?

Natürlich sind alle Projekte spannend und es gibt Projekte, wie z. B. „Stadt.Raum.Wir.“, die hier oft genannt werden. Ich finde aber z. B. Projekte wie die „Digitale Hilfe“ oder „BBB für Vereine“ besonders toll. Hier hat man während der Coronazeit einen Bedarf erkannt und dann wirklich ganz schnell eine Lösung entwickelt, die super gut ankommt. Eine Lösung, die ja z. B. bei „BBB für Vereine“ so gut funktioniert hat, dass auch das Land RLP aufmerksam wurde und dann überlegt hat, daraus eine landesweite Lösung zu machen. Das ist eigentlich etwas ganz Einfaches, was aber den Leuten, die das genutzt haben, zugutekam, da sie damit ihre Vereinsarbeit fortsetzen konnten.

Was haben Sie von Kaiserslautern schon gesehen und was gefällt Ihnen am besten?

Mir gefällt, dass man nah an der Innenstadt wohnen kann, mit nur ein paar Schritten ist man mitten im Leben und zuhause ist es aber trotzdem ruhig. So hat man einen Rückzugsort, an dem man wirklich abgeschirmt ist von Lärm, Licht und dem ganzen Trubel. Alles andere werde und will ich noch erkunden.

Worin sehen Sie die größte Stärke bei der Digitalisierung?

Gesellschaft hat sich schon immer weiterentwickelt und Digitalisierung ist eben die Entwicklung unserer Zeit. Sie bringt uns – in meinen Augen – in vielen Dingen weiter. Sie beschleunigt viel, sie vereinfacht Kommunikation und Zusammenarbeit – das haben jetzt alle in der Coronazeit erfahren. Hätten wir diese ganzen Tools nicht gehabt, hätten wir ganz schön alt ausgesehen. Digitalisierung hat hier die Arbeit bzw. die Zusammenarbeit revolutioniert oder auf eine andere Ebene gehoben. Die negativen Effekte will ich jetzt auch gar nicht vernachlässigen, aber Digitalisierung bedeutet einfach Fortschritt. Wichtig dabei ist es, Fortschritt nicht abzulehnen, denn sonst geschieht das alles woanders und kommt dann wieder zu uns – meistens gehüllt in den Mantel der Alternativlosigkeit. Man muss sich damit – positiv wie negativ – beschäftigen und versuchen, das in einem demokratischen Sinne zu gestalten.

Und wenn sie das nun auf Kaiserslautern beziehen – wo liegen da die Stärken im Bereich Digitalisierung?

Eine Besonderheit und zugleich große Stärke sind natürlich die vielen Institute und dass die IT-Wirtschaft so stark vertreten ist und diese Entwicklung auch weiter vorangetrieben wird.  Wichtig ist auch, dass die Stadtverwaltung und -politik das weiter pusht und unterstützt. Das hat schon eine Signalwirkung und geht einfach in die richtige Richtung.

Was macht für Sie das herzlich bei Herzlich digital aus?

Nach meinen ersten paar Tagen, sind das für mich persönlich auf jeden Fall die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Herzblut dabei sind.

Ein kurzer Sprung in die Zukunft: Wir nähern uns dem Dezember 2024. Wie sieht’s im herzlich digitalen Kaiserslautern aus?

Ende 2024 haben wir dann hoffentlich unsere Projekte nach Zeitplan bestmöglich umgesetzt, vielleicht mit ein paar Kurskorrekturen – das ist normal. Wir haben Dinge umgesetzt, die Nutzerinnen und Nutzer finden, die gut angenommen werden und die einfach den Bürgerinnen und Bürgern im Alltag helfen bzw. diesen ein kleines bisschen verbessern.

 

Weitere Informationen findet ihr auch in unserer Pressemitteilung.

Ilona Benz ist seit Februar 2022 die neue Geschäftsführerin der KL.digital GmbH. Zuvor war sie seit 2018 Leiterin der von ihr selbst aufgebauten Stabsstelle Digitalisierung beim Gemeindetag Baden-Württemberg. Zusätzlich ist die 31-Jährige, die aus dem Landkreis Heilbronn stammt, Dozentin für Verwaltungsmitarbeiter und Kolumnistin für die Fachzeitschrift „KOMMUNAL“.

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